Moin-moin,
heute bin ich 250 schöne Kilometer auf der TR1 herumgefahren. Und kann deshalb Anja nur beipflichten: Wir sollten uns hier nicht zanken, sondern uns einfach an unseren alten Schüsseln erfreuen. Die ollen Dinger sind doch von sich aus schon „metallene Skulpturen der schieren Unvernunft“. Daher sollten auch wir als Fahrer/innen uns nicht allzu ernst nehmen.
Nun aber noch mal zu der Frage „original versus Umbau“: Normalerweise bin auch ich ein großer Anhänger des Originalzustandes. Denn logischerweise haben sich damals die Entwickler unserer Mopeds eine irre Menge Gedanken gemacht und haben auch unzählige Tests zum Absichern gefahren. Daher wäre ich jetzt ungern so arrogant zu sagen:
„Ich als Laie bekomme es in wenigen Bastelstunden besser hin als damals die professionelle Entwicklertruppe.“ Ich kann daher auch jeden anderen verstehen, der erst mal für die Beibehaltung (oder Wiederherstellung) des Originalzustandes plädiert. Und handle selbst am liebsten nach der Maxime:
„Kaum macht man's richtig, schon geht’s.“Deshalb habe ich ja zunächst an meiner Mühle alles durchgecheckt, instandgesetzt und erneuert, was normalerweise für Fehlzündungen verantwortlich wäre. Der nächste Schritt auf diesem Weg wäre jetzt eine Motor-Überholung (mit Übermaßkolben usw.). Und ich habe sogar schon ein Pärchen Yamaha-Übermaßkolben mit Ringen hier liegen. An Ersatzteilen mangelt es also nicht.
Aber weil der Motor ansonsten gut läuft und ich ein fauler Hund bin, scheue ich ehrlich gesagt noch die Motorrevision. Statt dessen wollte ich einfach mal eine Lösung ausprobieren, die mir simpel und „altersgerecht“ erscheint, schnell durchprobiert ist und eventuell sogar als kleine Verbesserung dienen kann. Das soll aber natürlich kein „notdürftiges Gefrickel“ werden oder ein „Herumdoktern an Symptomen“.
In den alten Berichten von Klacks und Konsorten las ich von britischen Ladies aus den 50er/60er Jahren, die als „straßenzugelassene Renner“ ausgelegt waren. Wenn man mit denen zu viel im Teillastbereich herumzuckelte, dann rußten auch bei denen die Kerzen zu. Deshalb hatte man ja damals Zündkerzen mit benachbarten Wärmewerten im Schraubergepäck („kalte“ und „heiße“ Kerzen, z. B. für lange sommerliche Autobahnfahrten oder Ausflüge bei knackig-kaltem Winterwetter). Mir scheint, unsere TR1 ist im besten Sinne eine schöne Hommage der japanischen Entwickler an britische Vorbilder. Vielleicht sogar so weit, daß sie sich in der frisch-grünen Weite englischer Landstraßen wohler fühlt als in der Londoner Rush-Hour. (Inklusive Thermomanagement – so, wie es Michael ja treffend beschreibt.)
Und was ich meinem Moped auch zugute halten möchte, das ist sein Alter: Es darf ruhig etwas „ausgelutscht“ sein, vielleicht sogar „jenseits der Werks-Spezifikation“. Ich bin sicher: Yamaha hatte es nie dafür ausgelegt, nach 41 Jahren noch zu funktionieren. Das ist sozusagen „reine Glückssache“. Auch die Motorentlüftung hat zweifellos hinreichend funktioniert an Fahrzeugen im Neuzustand. Aber sie ist bestimmt nicht ausgelegt worden auf die Blow-by-Gase nach 41 Jahren.
Michaels Verweis auf die XS 650 (vielen Dank dafür!) machte mich neugierig. Und ich fand eine bildliche Gegenüberstellung der Yamaha-Lösungen für die dortige Motorentlüftung:
https://thexscafedotcom.wordpress.com/2013/10/21/xs650-breather/Im Lauf der Modelljahre hat Yamaha offenbar auch für die XS 650 immer einfachere und kompaktere Lösungen gefunden. Wobei dort ein Ölabscheider-Reservoir („Tropfenfalle“) zwar verkleinert, aber stets beibehalten wurde. Bei der TR1 hat man das dann aber ganz weggelassen und nur noch den Entlüftungsschlauch belassen. Und das funktionierte ja auch 40 Jahre gut. Ich bin Yamaha deshalb nicht böse, wenn das System nun allmählich in die Jahre kommt. Meine Intention ist vielmehr, meinem Moped „bei nachlassender Sehkraft erst mal eine Brille zu bauen“. Zum Augenlasern kann ich ja später immer noch übergehen.
Roland