stefan stein
TR1 Board Senior Member
  
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Bike: TR1., RSV1000 Tuono, Cagiva V-Raptor 1000
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Tach zusammen, leider lese ich das erst recht spät.
Vor ein paar Jahren hatte ich hier mal eine TR1 mit den gleichen Symptomen. Und dann noch so einen Fall. Sie hatte eine abgelesene Laufleistung von ca. 160 tKm und ähnliche Kompressionswerte. Nachdem die üblichen Verdächtigen überprüft, korrigiert, eingestellt, ausgetauscht (verschiedene Vergaser, Zündboxen, Zündspulen, Hallgeber usw., habe ja genug von dem Scheiß) worden waren, blieb das Problem bestehen.
Es gibt nicht wenige Menschen, die es ganz besonders schön finden, den Tr1 Motor mit Umdrehungen von weniger als 3.000 zu bewegen. Und vielleicht sind Chopperfahrer unter diesen sogar etwas überrepräsentiert (nicht böse sein). Das ist eine nachvollziehbare, aber schlechte Angewohnheit. Denn in den vergangenen Jahrzehnten hat v.a. der Koch Sepp wiederholt darauf hingewiesen, dass der Motor bei niedrigen Umdrehungen nur wenig Öldruck aufbaut. Für die Ölversorgung von Nockenwelle & Co. reicht das auf Dauer nicht aus. Vor allem, wenn gleichzeitig noch die Ölsiebe versifft sind, entsteht da oben hoher Verschleiß. Also zieht man die Nockenwellen und schaut sie an. Und soo schlimm sehen sie dann vielleicht gar nicht aus. Und dann packt man ein paar bessere Nockenwellen rein. Leider ohne Erfolg.
Traurige Erkenntnis: Das hintere 'Lager', in dem die Nockenwelle steckt, ist so weit weg, dass sein Schicksal dreißig, vierzig Jahre lang im Dunkeln bleibt. Man steckt halt die Nockenwelle da hinten in ein Loch, fertig. Sie passt sogar besonders schön da hinein, weil das Loch über die Jahrzehnte immer weiter geworden ist (werde ich jetzt nicht kommentieren). Dass es dann gegen Ende der Karriere im Betrieb hörbar metallisch knallt, ist eigentlich das kleinere Problem. Denn jetzt kann man noch so gewissenhaft Ventile und Steuerzeiten einstellen. Sobald sich die Nockenwelle in alle Himmelsrichtungen frei bewegen kann, nutzt das alles überhaupt nix mehr. Aber willst Du dort Material aufschweißen und das 'Lager' passend wieder ausdrehen? Kaum jemandem ist bewußt, dass sein Motorrad variable Steuerzeiten kennt. Ganz fortschrittlich. Mit einem intakten Zylinderkopf verschwindet das häßliche Geräusch und die Laufkultur kehrt zurück.
Neue Köpfe gibt es längst nicht mehr. Aber vielleicht findet sich ja mal ein Aluschweißer, der zaubern kann und den Kram anschließend auch noch irgendwie präzise ausgespindelt bekommt.
Grüße an alle, Stefan
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